Luftfahrtgeschichte im Flugzeugwrackmuseum!
Luftfahrtgeschichte im Flugzeugwrackmuseum!  

Geschichten, Funde, Wrackteile u. Restauration

Flugplatz Kirtorf

Durch einen glücklichen Zufall konnte das Museumsteam des Heimatmuseum Kirtorf selten Farbdias vom Flugplatz Kirtorf erhalten. Dieser Platz war dem Leithorst in Gießen unterstellt und damit dürfte es sich hierbei um wirklich seltene Aufnahmen handeln, die im Zusammenhang mit dem Flugplatz Gießen stehen. Gefunden wurden diese Dias von einem versierten Sammler auf einem Flohmarkt.   Der Museumsverein des Heimatmuseum Kirtorf stellte diese freundlicherweise zu Verfügung. Bildrechte liegen beim Heimatmuseum Kirtorf und dem Eigentümer. Freundlicherweise dürfen wir hier einige Bilder Ihnen zeigen. Die kpl. Bildersammlung mit Erklärungen und Texten sehen Sie im Heimatmuseum der Stadt Kirtorf.

- Leutnant Harti Schmiedel - 

Im Luftschutztagebuch der Stadt Friedberg findet sich für den 22. April 1944 folgender Eintrag: "Von 18:15 Uhr bis 18:45 Uhr öffentliche Luftwarnung, von 18:46 Uhr bis 20:12 Uhr Fliegeralarm." Nach zwei Schlechtwettertagen starteten erneut Verbände der 8. US Luftflotte gegen Ziele im Reichsgebiet. Alle drei Bomb Divisions mit 803 Viermots wurden aufgeboten, um den Verschiebebahnhof in Hamm zu zerstören. Begleitet wurde diese Streitmacht von 859 Begleitjägern. Aufgrund der unsicheren Wetterlage wurde der Startbefehl lange hinausgezögert und als schließlich der Startbefehl erfolgte war klar, dass die Bomberverbände erst nach Einbruch der Nacht zurückkehren würden. Die deutsche Luftwaffe bot zur Abwehr dieser Bomberverände und deren Begleitjäger insgesamt 9 Tagjagdgruppen mit insgesamt 198 Maschinen auf. Am Ende des Tages sollten davon "nur" 140 Maschinen auch Feindberührung mit den amerikanischen Verbänden bekommen. 

Unter diesen deutschen Verbänden befand sich auch die 4. Staffel des Jagdgeschwaders 53 Pik As, welche aus Eschborn gestartet war. Im Verlauf der Kämpfe im Raum Marburg rammte die Messerschmitt Bf 109 G-3 mit der Kennung "Weisse 3" eine andere Maschine . Am Steuer der Maschine der noch 21jährige Pilot Harti Schmiedl aus Neudorf im Erzgebirge. Es geling Lt. Schmiedel seine Maschine mit einer Notlandung auf der Weidekoppel des Bauern Reitz in den Nähe der Badeanstalt sicher zu Boden zu bringen.  Dabei blieb der junge Leutnant unverletzt aber seine Maschine wurde leicht beschädigt, insbesondere die linke Tragfläche trug schwere Beschädigungen davon. 

Die Landestelle wurde durch die örtliche Feuerwehr abgesperrt und die Bewachung des Flugzeuges bis zum Bergen durch eine Bergeeinheit des Fliegerhorstes Gießen wurde ebenfalls noch durch die Feuerwehr übernommen.  Lt. Harti Schmiedel kehrte mit der Bahn nach Eschborn zurück. Hier flog er bereits Ende April wieder Kampfeinsätze gegen die einfliegenden alliierten Verbände. Am 06. Juni 1944 erfolgte die Landung der Alliierten in der Normandie. Die in Frankreich stationierten deutschen Luftwaffenverbände waren den alliierten Verbänden hoffnungslos unterlegen. Mit einem Verhältnis 1:50 war eine Bekämpfung der 14.674 eingesetzen alliierten Maschinen selbstmörderisch. Die deutsche Luftwaffenführung versuchte durch Eilverlegungen von Jagdverbänden aus der Heimat diesen Nachteil auszugleichen und die Lufthoheit herzustellen. Mit bei diesen Verbänden war auch die 4. Staffel des Jagdgeschwader 53 und Mitten unter den jungen Piloten war auch Leutnant Harti Schmiedel. Am 19. April 1943 wurde Lt. Schmiedel im Luftkampf bei Tebourba verwundet und musste  mit dem Fallschirm abspringen und am 19. August 1943 musste Harti im Golf von Salerno nach Luftkampf eine Notwasserung durchführen. Ein MG Geschoss durchbohrte bei dem Luftkampf seine Schwimmweste aber verletzte ihn dabei nicht.  Am 04. März 1944 bezwang er eine B-17 im Luftkampf und erhielt dafür das EK 2,  und am 22. April 1944 musste er die Notlandung bei Kirchhain durchführen. Bis jetzt war sein Jagdfliegerglück ihm hold aber wie so viele Piloten zu dieser Zeit wusste auch der junge Harti das dieses Glück schon beim nächsten Einsatz zu Ende sein konnte. Vor dem Aufbruch der Gruppe nach Frankreich nutzen viele Männer nochmals die Gelegenheit ein kurzes Lebenszeichen an ihre Angehörigen zu schreiben.  Ein Brief des Karl Passhaus aus der Gruppe von Harti hat sich erhalten, der nachstehend die Gedanken dieses jungen Mannes wiedergibt:

 

" Liebe Eltern,

 

 heute kam die Invasion und damit für uns der schwerste Kampf den wir zu bestehen haben werden. Wir kommen heute noch an die Kanalküste, wohin, das darf ich Euch nicht sagen. Einen schwereren Einsatz kann es für uns nicht mehr geben, da wir ihn ja schon aus Afrika und Sizilien her kennen.  Wenn ich fallen sollte, ich glaube das als sicher anzunehmen, dann wisst ihr ja, dass ich als anstandiger Soldat an der Spitze meiner geliebten 5. Staffel, die ich jetzt führe, gefallen bin.

 

In herzlicher Liebe

Euer Junge" 

 

Am 07. Juni 1944 gegen 07:45 Uhr kam die II. Gruppe des JG 53 in Le Mans (Zwischenstation beim Verlegungsflug nach Vannes) im Nordwesten von Frankreich an. Gerade als die Ju 52 und ihre Begleitjäger  zur Landung ansetzen wollen, erfolgt ein amerikanischer Jaboangriff auf die Flugzeuge.  Unteroffizier Otto Twupak, ein Kamerad von Harti aus der 4. Staffel, wird beim Durchstarten tötlich abgeschossen und schlägt mit seiner Maschine in einem Feuerball am Platzrand auf.  Bereits um 12:30 Uhr erfolgt ein zweiter Angriff, der nochmals Material und Flugzeuge vernichtet.  Am Abend des 07. Juni 44 kommt dann die Gruppe gegen 19:20 Uhr in Vannes in der Bretagne an. Bereits am morgen des 08. Juni fliegen die deutschen Piloten  ihren ersten Einsatz, wobei Lt. Schmiedel  seinen zweiten Luftsieg erzielen sollte. Die nächsten 4 Tage steht die Gruppe im ununterbrochenen Einsatz gegen die alliierten Flieger, bis zur völligen Erschöpfung ihrer Piloten. 

 

Am Montag, den 12. Juni 1944 gab es Morgens bei der II./JG 53 um 09:23 Uhr einen Alarmstart. Einsatzziel war ein amerikanischer Viermotverband bestehend aus 200 Maschinen, die sich im Anflug auf die Stadt Vannes befanden.  Vor einem Jahr, genau am 12. Juni 1943 heiratete Harti seine geliebte Margot. Bestimmt waren seine Gedanken an diesem Sommermorgen bei seiner Margot im fernen Erzgebirge.  Im Raum Rennes kommt es zu Luftkämpfen mit den Bombern von Typ B-24 Liberator und den Begleitjägern. Im Verlauf der Luftkämpfe wird auch Leutnant Harti Schmiedel abgeschossen uns gilt seit diesem Tag als Vermisst.  In der Verlustmeldung steht der Eintrag: " Vermisst nach Luftkampf mit Liberators und Mustangs."  Wenige Tage später erreicht die Meldung von Hartis Verlust seine Eltern und seine Frau im Erzgebirge. 

Unter der ISBN. Nr.: 2.7373.3880.8 kann man ein kleines Buch mit einer DVD erwerben. In diesem Büchlein, welches von Francois Bertin verfasst wurde und im Verlag Editions Quest-France erschienen ist, findet sich Harti Schmiedels weiteres Schicksal sehr gut beschrieben wieder. Aufgrund eines Hinweises von einem Zeitzeugen führt der französische Verein " L´association bretonne du souvenir de I ´aviation (Absa) im Herbst 2003 auf einem Acker bei Rheu an der Schnellstrasse zwischen Rennes und Lorient eine Bergung durch. Bei den Bergungsarbeiten werden die Überreste eines deutschen Jagdflugzeuges gefunden und auch die sterblichen Überreste seines Piloten.  Die gefundene Erkennungsmarke und noch gut erhaltene Dokumente weissen  den bis dato unbekannten deutschen Piloten als den vermissten Leutnant Harti Schmiedel aus.   Abgeschossen wurde Harti durch den 25jährigen Lt. Glennon T. Moran von der 487. Fighter Squadron aus der 353. Fighter Group. Lt. Moran galt als amerikanisches Fliegeras mit 13 Luftsiegen und brachte es nach dem Krieg zu einem Brigadier General der US- Airforce. Im Alter von 67 Jahren verstarb Moran am 03. September 1986 .  60 Jahre hatte es gedauert bis sich sein Schicksal klärte!

Nach dem Fund benachrichtigte der Verein die deutschen Behörden und nahm Kontakt mit Hartis Witwe Margot auf. Die Nachricht vom Auffinden ihres 1. Mannes erreichte sie an ihrem 79 jährigen Geburtstag.  " Du machst mir ein wunderbares Geschenk, jetzt kann ein Kapitel in meinem Leben  abgeschlossen werden, sagte sie ihrem Gegenüber am Telefon. In der französischen Presse wurde dieser Fund und die dazu gehörige Geschichte groß publiziert und auch eine kleine Dokumentation im TV schloss sich an.  Am 11. Mai 2005 erfolgte dann im Beisein von Margot die Beisetzung von Leutnant Harti Schmiedl auf dem deutschen Kriegsgräberfriedhof Mount de Huisnes.

Vielen Dank an den Verein L´Assosciastion bretonne due souvenir de l´aviation (Absa) Francois Bertin für diese außerordentliche Arbeit und Dokumentation und deren Veröffentlichung!

- Haus Boelcke und Wever -

Ende 2021 begann der Abriss des Offizierskassinos und der dazu-gehörigen Offiziersunterkünfte des ehemaligen Fliegerhorstes Gießen. Der Eigentümer der Immobilie gestattete dem Verein einige historische Gebäudeteile zu sichern, damit diese im Flugzeugwrack-museum ausgestellt werden können. Dabei sind auch die handgeschmiedeten Balkongitter der Offiziersunterkünfte aus dem Haus Boelcke und Wever. Diese Häuser wurden nach dem bekannten Fliegerhelden aus dem ersten Weltkrieg "Oswald Boelcke" und dem ersten Generalstabschef der Luftwaffe "Walter Wever" benannt. Zur besseren Erkennung brachte man diese Namen auf den Balkongeländern über den Haupteingängen der beiden Offiziersunterkünfte an. Obwohl die amerikanischen Streitkräfte auch diesen Teil des Fliegerhorstes übernahmen, überlebten die Balkon-geländer die letzten Jahrzehnte unberührt an ihrem alten Standort. In Zukunft werden sie Teil der Ausstellung zum Fliegerhorst Gießen im Flugzeugwrackmuseum werden. 

- Ein unerwartetes Weihnachtsgeschenk -

Während Ackerarbeiten fand Herr Dieter Zimmer auf seinem Acker ein Stück Geschichte aus dem zweiten Weltkrieg und stellte sein Fundstück unserem Museum zur Verfügung. Für dieses Entgegenkommen möchten wir uns nochmals recht herzlich bedanken.

 

Bei dem Fundstück handelt es sich um den Überrest eines Propellerblattes von einer Me 109. Aufgrund des Fundortes konnte dieser Propellerstumpf einem Absturz zugeordnet werden.

 

Am 23.Dezember 1944 verunglückte der erst 21jährige Oberfähnrich Klaus Günther Felix Kusche  von der 8. Staffel des Jagdgeschwaders 2 nach dem Start tödlich. Seine Me 109 G-14 mit der Werknummer 464 168  stürzte kurz nach dem Start infolge von Motorproblemen ab und schlug auf einer Wiese  zwischen Borsdorf und dem Bahnhof Geiss-Nidda  auf.  Der gebürtige Berliner verbrannte in den Trümmern seiner Maschine, wurde vom Flugplatzpersonal geborgen und mit militärischen Ehren auf dem Friedhof von Nidda beigesetzt. Dort befindet sich heute noch seine Grabstätte. 

- Die gebuckelte Katze -

Diese gebuckelte Katze aus Messing wurde uns zusammen mit vielen weiteren Teilen für das Flugzeugwrackmuseum überlassen. Diese Funde stammen vom ehemaligen Fliegerhorst der Luftwaffe Ettingshausen bei Grünberg und wurden vor Jahrzehnten gesammelt und aufbewahrt. Es gelang diese Katze als Staffelwappen der 11. Staffel der III. Gruppe des Jagdgeschwaders 2 zu identifizieren.  Doch wie kam nun diese Katze nach Ettingshausen? Wenn man sich die nachstehende Geschwadergeschichte des JG 2 anschaut, dann kann man gut nachvollziehen, welchen Weg diese Katze einst nahm.

 

 

Die III. Gruppe des Jagdgeschwaders 2  lag zu Beginn des Jahres 1944 in Cormeilles-en-Vexin. Ausgerüstet war die Gruppe mit der Focke-Wulf Fw 190 A. Nach dem Beginn der alliierten Invasion in der Normandie verlegte die Gruppe am 7. Juni 1944 nach Creil, um von hier aus in die Kämpfe in der Normandie eingreifen zu können. Nach schweren Kämpfen und erheblichen Verlusten wurde die Gruppe im August 1944 nach Königsberg, um hier aufgefrischt zu werden. Im Oktober 1944 verlegte die Gruppe dann nach Altenstadt, um in der Reichsluftverteidigung eingesetzt zu werden. Ende 1944 verlegte die Gruppe dann nach Ettinghausen.

 

Zu Beginn des Jahres 1945 lag die III. Gruppe des Jagdgeschwaders 2 in Ettinghausen, wo sie zur Reichsluftverteidigung eingesetzt wurde. Am 1. Januar 1945 nahm die Gruppe am Unternehmen "Bodenplatte", dem Angriff der deutschen Luftwaffe auf alliierte Fliegerhorste in Belgien und Nordfrankreich, teil. Ziel der Gruppe war der Platz Sint-Truiden. Die Gruppe hatte 40 einsatzbereite Maschinen, aber nur 28 einsatzbereite Piloten. Bei dem Einsatz verlor die Gruppe 19 Maschinen, drei wurden beschädigt. Neun Piloten wurden getötet, zwei verwundet und vier gerieten in Gefangenschaft.

 

Im März 1945 zog die III. Gruppe sich vom Platz Ettingshausen zurück und verlegte über Mitteldeutschland und Nordböhmen in das Gebiet östlich von München zurück, wo sie sich im Zuge der Kapitulation schließlich auflöste.

 

Vermutlich im Rahmen der vielen Angriffe auf den Fliegerhorst, oder beim Rückzug der Einheit wurde diese Katze aufgegeben und verschwand unter dem Laub des Waldes. Jahrzehnte später kommt sie wieder ans Tageslicht und wird nun zusammen mit weiteren Ausstellungsstücken zum Fliegerhorst Ettingshausen im Flugzeugwrack-museum gezeigt werden.

Wir freuen uns, Sie auf unserer Homepage begrüßen zu können. Informieren Sie sich auf unserer Internetpräsenz über unseren Verein und das Flugzeugwrackmuseum. Sie finden auf den verschiedenen Seiten Informationen rund um den Luftkrieg in den Landkreisen Gießen und Marburg. In unserem Museum stellen wir zum großen Teil Flugzeugwrackfunde aus der Zeit des zweiten Weltkrieges aus der näheren Umegebung aus. Vor Ort stehen Ihnen die Vereinmitglieder für persönliche Fragen und Auskünfte zum Luftkrieg in den Landkreisen Gießen und Marburg zu Verfügung. Wir freuen uns auf Ihren Besuch in unserem Museum und bedanken uns für Ihren Besuch auf dieser Website.

Unser Team ist jederzeit gerne für Sie da!

Wir freuen uns auf Sie!

 

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